Wie kam es dazu?

2009 / 2010

Vorbereitung des Weingartens

Auch die Weinanpflanzung im Hobbybereich unterliegt gesetzlichen Bestimmungen, die in EU Richtlinien geregelt sind. Im Jahr 2010 galt in vielen Bundesländern, dass ein Privatweingarten ohne wirtschaftliche Ambitionen 100 m2 nicht überschreiten durfte. Üblicherweise wurde das in 99 Weinstöcke „übersetzt“. In Niedersachsen gab es keine Regelung. Seit 2015/2016 ist der Wert auf 1000 m2 erhöht worden. In einzelnen Bundesländern besteht auch für genehmigungsfreie Weinanpflanzungen eine Meldepflicht.

Rebsortenwahl, Senats-Weinberg, Hamburg, Landungsbrücken

Da ich keine Erfahrungen mit Rebsorten hatte erfolgte zunächst eine Literaturrecherche, Gespräche mit Experten und Suche im Internet. Es schien klar, dass besonders bekannte Rebsorten, wie Riesling, Spätburgunder und Co. für den Norden nicht geeignet erschienen. Beide Rebsorten blühen und reifen sehr spät, besonders Riesling. Dann wollte ich keine Sorten, die viel Pflanzenschutzmaßnahmen benötigen, sprich dauernd gespritzt werden müssen. Die Auswahl fiel daher auf sogenannte Piwi (pilzwiderstandsfähige) Sorten.

In Hamburg gibt es einen kleinen Senats-Weinberg an den Landungsbrücken. Der Berg dort ist mit der Weißwein-Rebsorte Phoenix bestückt. Auf die Hambuger Erfahrungen verlassend war meine erste Sorte auch Phoenix, die auch als gute Tafeltraube gilt. Phoenix spielt im weinprofessionellen Bereich keine Rolle und ist weitgehend, wie auch die nachfolgend erwähnten Rebsorten unbekannt. 

Bei Rotwein fiel die Entscheidung auf die Sorte Rondo, die Rebenzuchtanstalt in Merdingen empfahl mir zusätzlich Cabernet cortis.

Anpflanzung und erste Erfahrungen

Vorbereitende Erdarbeiten und Terrassierungen erfolgten 2009. Im April 2010 dann die Anpflanzung. Im ersten Wachstumsjahr 2010 erfolgten heftige Maifröste, denen die Junganpflanzung der Rebsorte Phoenix an den Stellen zum Opfer fiel, an denen kein Rindenmulch lag.

Weißweinsorten

Phoenix zeigte auch weiterhin Probleme. Die Blüte zieht sich in ungünstigen Jahren über Wochen hin, die Reife der Trauben ist dann sehr unregelmäßig und auch die Widerstandsfähigkeit gegen (falschen) Mehltau ist weniger gut, als erhofft. Die Rebsorte erreicht keine besonders hohen Zuckerwerte. Aber Öchslewerte um 65 °Oe sind erreichbar. Die Trauben sind dann als Tafeltrauben sehr gut geeignet - lecker - und haben einen leichten Muskatton. Diese Trauben sind auch bei Wespen extrem beliebt.

Die Rebsorte Solaris erwies sich als wesentlich zuverlässiger. Ich sehe sie für diese Anwendung im Hobbybereich im Norden als besonders geeignet an. Sie erreicht hohe Öchslewerte (100 °Oe und mehr). Besonders hochwertige Weine darf man hiermit allerdings nicht erwarten, da im reifen Zustand der Säureabbau in den Trauben ausgeprägt ist. Beerenauslesen hiermit sollen schon in Norddeutschland erreicht worden sein, die dann ein großartiges Aroma verströmen, so wurde berichtet.

Rotweinsorten

Rondo bringt große Beeren in schönen Trauben, verrieselt aber leider oft, wenn die Tage der Blüte zu kalt sind. Der Saft ist kräftig dunkelrot eingefärbt. Soll hieraus Wein hergestellt werden, ist eine Maischegärung sehr zu empfehlen. Ein Schutz gegen Vögel, insbesondere Amseln, ist oft schon ab Ende Juli nötig. Gute Erfahrungen habe ich hier mit Gazebeuteln gemacht, die über die Traube gezogen werden. Reifegrade über 80 °Oe sind erreichbar.

Cabernet cortis Beeren sind deutlich kleiner als Rondo und im Geschmack etwas kratzig. Zum "so essen" weniger geeignet. Diese Sorte bringt aber in Verbindung mit Rondo einen leicht mediterranen "Touch" in den Rotwein. Reifegrade um 90 °Oe sind erreichbar.

Nach zunächst gut 90 Rebstöcken besteht der Weingarten nun aus

20 Phoenix

73 Solaris

38 Rondo

16 Cabernet cortis

je 1 Grauer Burgunder, Silvaner, Gewürztraminer